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Meine 4 monatige Wanderung von Mexico nach Kanada

Die Reise zurueck und nach Seattle (ca. 59 “Bonusmeilen”)

Da ich den Entry Permit nach Kanada nicht bekommen hatte, musste ich an der Grenze kehrtmachen und wieder zurückgehen. Obwohl es verschiedene Möglichkeiten gibt, entschied ich mich, den ersten Trail beim Castle Pass in Richtung Threefinger Jack Creek nach Lake Ross zu nehmen. Diese 19 Meilen waren auch sehr schön, allerdings war der Trail auf den letzten 6 Meilen derart lange nicht gewartet worden, dass nur noch umgefallene Bäumen auf dem Weg lagen und der Rest des Trails so stark überwuchert war, dass man nicht mehr wirklich von einem solchen sprechen konnte. Allerdings war die Wegstrecke vom Lake Ross an bis zum Highway 20 sehr angenehm zu laufen. Vom Highway ging es dann kurz nach Westen, um meine Vorräte aufzustocken (per Hitchhike nach Nehalem) und dann 37 Meilen per Hitch zurück nach Bridge Creek Trailhead, von wo ich die letzten 17 Meilen auf dem PCT zurück nach Stehekin in Kauf nehmen musste. Von Stehekin nahm ich dann die Fähre nach Chelan, wo ich dann die Reise nach Seattle mit Busverbindung über Wenatchee  vollzog. Ich kam dann am 16.8. kurz vor Mitternacht in Seattle an und werde nun ein paar Tage Stadtleben und Zivilisation genießen, bevor ich in Richtung Vancouver aufbrechen werde.

Northern Terminus – Meile 2660 (4256 km)

Die letzten 80 Meilen nach Kanada waren mit die schönsten des ganzen PCT. Natürlich war ich wahrscheinlich etwas durch meine Emotionen vorbelastet, allerdings ist der Großteil dieser Meilen über der Baumgrenze und bietet unwahrscheinlich brillante Ausblicke in alle Richtungen mit den schneebedeckten Bergen in der Ferne. Ich traf dann kurz vor der Grenze Charlie, der sein offizielles Ende des PCT schon durchgeführt hatte und erreichte dann selbst den nördlichen Terminus gegen 20 Uhr am 13.08.2012. Nach langem Eintrag in das Trail Register habe ich dann meine kleine Cigarillo sowie einen Schluck Whisky genossen, die ich bis dorthin geschleppt hatte. Da es schon recht spät war, habe ich auch gleich beim Terminus übernachtet.

Ich möchte zur nüchternen Beschreibung der Wanderung noch hinzufügen, was für mich das Erreichen des Terminus bedeutet: Ich habe mein eigenes ehrgeiziges Ziel, den PCT zu durchwandern, abgeschlossen. Damit ist einer meiner Träume erfüllt worden. Doch meine Gefühle waren beim Erblicken des Terminus zweigeteilt – zum einen war ich überglücklich, die Tortur beenden zu können und nicht mehr täglich 50 km wandern zu müssen. Auch mein Körper hat mich in den letzten Tagen immer häufiger wissen lassen, dass er bald mal eine Pause brauchen könnte. Auf der anderen Seite war ich nach 4 Monaten täglichen Wanderns in eine der normalen Welt entfernten Realität entwichen, die auch Ihre Reize hat. Die schönen Augenblicke des Tages belohnen so sehr, dass alle harten Momente des Trails wie graue verschleierte Bilder wirken. Jedoch muss ich als Fazit zugeben, dass ich mich auch wieder nach Familie, Freunde und Arbeit in der fernen Heimat sehne. Von daher kann ich sagen, dass ich die Rückreise/Wanderung mit einem Lächeln auf meinem Gesicht vollzogen habe.

Ich hoffe, ich habe allen, die meinen Blog verfolgt haben, ein paar Eindrücke geben können – oder vielleicht sogar etwas mehr- die Sehnsucht erwecken können, zumindest einige Sektionen des PCT selber zu erkunden…

PS: Ich habe beim Erstellen dieses Eintrags meinen Geburtstagskuchen genossen 🙂

Stehekin – Meile 2580

Nach meinem Aufenthalt bei den Dinsmore’s ging es zunächst durch spektakuläre Berge und Täler entlang des Glacier Peak in Richtung Stehekin. Bis zum letzten Tag waren wir zu dritt unterwegs, Charlie ging am letzten Abend noch ein Stückchen weiter, um am nächsten Tag einen Bus früher zu bekommen. Die 104 Meilen nach Stehekin waren recht hart und nicht gut gewartet, von daher erklommen wir so manchen Baumstamm und hängelten uns an steilen, ausgewaschenen Abhängen entlang. Zudem waren die tiefer gelegenen Teile des Trails stark überwuchert mit teilweise mannshohen Pflanzen. Das alles kann aber die Tatsache nicht verdrängen , dass die Sektion wieder einmal atemberaubend schön war. Die baumlosen Ausblicke der höheren Lagen waren einfach nur spektakulär. Sleepninja und ich erreichten noch den 6pm Bus nach fast schon gelaufenen 12 Meilen in ca. 3,5 Stunden und konnten somit das wohl verdiente Bier in Stehekin erstehen, sowie ein leckeres Mahl im Restaurant ergattern. Nach einer kurzen Nacht in Stehekin ging es nach dem Duschen, Waschen und Erstehen der Post mit dem 2pm Bus für mich alleine weiter in Richtung Kanada. Charlie konnte schon den 8am Bus nehmen, da er nicht auf die Post warten musste und Sleepninja erkundigte noch mit seinem angereisten Onkel auf Kajaks den Lake Chelan.

Balding (Stevens Pass) – Meile 2476

Wir sind heute Nachmittag nach den letzten recht schnellen 22 Meilen in Stevens Pass angekommen. Sleepninja hat sich unserer Gruppe angeschlossen und nach ca. 20 Minuten haben wir unseren Hitch nach Balding bekommen. Die letzte Sektion von Snoqualmie nach Stevens Pass war nicht weniger spektakulär und ich habe sie sehr genossen. Heute Morgen hatten wir den ersten, zum Glück sehr kurzen Regenschauer in Washington State, was schon beinahe unheimlich ist. Ich hoffe, das gute Wetter hält bis zum Ende an – immerhin sind nur noch 184 Meilen und 7 Tage wandern übrig! Ich habe endlich die Möglichkeit Bilder hochzuladen und hoffe ich kann einen Eindruck von Washington vermitteln – die Szenerie kann locker mit den Sierras mithalten. In 4 Tagen kommen wir in Stehekin an und somit dem letzten Resupply Stopp vor dem nördlichen Ende. Ich bin nicht sicher, ob es dort Internet gibt! Im schlimmsten Fall werde ich den Blog updaten, wenn ich am 17/18 August in Seattle ankomme.

Snoqualmie – Meile 2402

Nach ein paar weiteren spektakulären Tagen in Washington sind wir nun in Snoqualmie angekommen, ein weiteres Ski Resort. Dieses ist direkt an der I9 gelegen und somit gibt es hier eine große Tankstelle mit Laden sowie ein Motel mit Restaurant, in dem wir heute Abend übernachten werden. Charlie wird evtl. beim Stevens-Pass zum nördlichen Terminus wechseln und dann südlich wandern, um eine Freundin zu treffen, die mit ihm hiken will. Bis dahin werden wir wohl noch zusammen wandern und die nächste großartige Sektion genießen. Der Schnee in der letzten Sektion war fast nicht vorhanden und somit sehr angenehm. Der nächste Stopp ist in Baring, ein 24 Meilen-Hitchhike vom Stevens-Pass, wo ich bei den Dinsmores einchecken werde. Die Dinsmores sind ein nettes älteres Ehepaar, die in Form von Trailangels alle Thruhiker bei sich willkommen heißen. Ich hoffe, ich kann dort auch wieder Bilder hochladen, da gerade die Sektion durch die Goat Rocks unglaublich schön war.

White Pass – Meile 2303

Nach viel Schnee und den ersten nicht wirklich schönen 30 Meilen, bin ich heute in White Pass angekommen. Die letzte Passage über die “Knife Edge“, also über den Berggrat, war fantastisch schön und gerade in den frühen Morgenstunden geradezu atemberaubend. Leider kann ich mal wieder keine Bilder hochladen, aber ich werde das bei den Dinsmores in 7 Tagen nachholen. Heute Nacht verbringe ich im Motel, eines der ersten und letzten in Washington State – dafür gibt es hier einen beheizten Pool, in den ich gleich reinspringen werde. Das Wetter ist derzeit einfach nur super und ich hoffe, dass das so bleibt. Der Schnee ist zwar ab 6000ft vorprogrammiert, ich komme jedoch trotzdem gut voran. Mein derzeitiges geplantes Enddatum ist der 13. August.

Cascade Locks – Meile 2155

Nach einer langen Internet-Durststrecke, kann ich nun endlich ein paar Fotos meiner fantastischen Tage in Oregon hochladen. Ich habe auch Photos zum letzten Post hinzugefügt.
Ich bin heute gegen zwei in Cascade Locks angekommen und schließe damit die Oregon- Sektion ab. Unterwegs habe ich wieder mit Charlie aufgeschlossen und die letzten Tage mit seiner Gesellschaft genossen. Wir werden wohl noch bis Trout Lake zusammen hiken.
Die Oregon-Sektion war gesäht mit Kontrasten und bot neben einfachen, recht flachen Wegen auf niedriger Elevation die schwierigen mit Schnee überladenen Sektionen auf hoher Elevation. Die Szenerie war mal wieder atemberaubend und ich freue mich schon auf Washington, dass wir nach dem Überqueren der “Bridge of the Gods” über den Columbia River erreichen werden. Wie es aussieht, liegt noch mehr Schnee und wohl auch mehr Regen vor uns.

Shelter Cove Resort – Meile 1910

Nach ein paar Tagen mit viel Schnee und noch mehr Mücken bin ich nun im Shelter Cove Resort angekommen. Das Resort ist 2.2 Meilen von PCT entfernt, dafür kann ich hier aber duschen, die Klamotten waschen und meinen Essensvorrat auffüllen. Ich habe den Crater Lake Rim Trail sehr genossen, obwohl ein Teil des Trails wegen Schnee an steilen Abhängen geschlossen war. Dort musste ich auf die Straße wechseln – nicht hübsch aber schnell zu gehen. Ich bin erstaunt, dass es hier kostenloses WLAN gibt, allerdings habe ich derzeit keine Möglichkeit, Bilder von meiner Kamera hochzuladen. Das werde ich natürlich schnellstmöglich nachholen. Mein nächster Stopp ist das Big Lake Youth Camp bei Meile 2002, wo ich in 3.5 Tagen ankommen werde. Ich fühle mich fit und vernichte geradezu die Meilen in Oregon, ich kann also bestätigen, dass der Staat einfacher zu wandern ist als Californien.

Ashland,OR – Meile 1727

Den lang erwarteten Wechsel von Californien nach Oregon konnte ich nach unglaublichen 1700 Meilen, also 2720 km durch nur einen Staat, gestern mit einem Burrito feiern, eine meiner neuesten Entdeckungen. Denn die tiefgekühlten Mikrowellenwaren schmecken einfach nur aufgetaut ganz passabel :-). Dieser Meilenstein hat zudem eine weitere Bedeutung: 2/3 des PCT sind bewältigt!
Ashland ist ein beliebter Stopp für viele der Thruhiker, da es die letzte einfache Hitch-möglichkeit in einer größere Stadt ist. Zudem ist die Stadt berühmt für das größte Shakespeare Festival der USA. Ich habe die Möglichkeit genutzt, um meinen notwendigen Nahrungsmittel Resupply durchzuführen, sowie ein weiteres Paar Schuhe zu kaufen, die ich morgen zusammen mit meiner Bouncebox weitersende. Meine Hoffnung besteht darin, dass die beiden Paare jeweils 600 Meilen schaffen und somit mein Schuhwerk bis zum Ende des Trails geregelt ist.
Jeder PCT Veteran, mit dem ich Gelegenheit hatte, über Oregon zu quatschen, hatte immer den gleichen Kommentar – Oregon ist der einfachste Abschnitt des PCT. Das lässt meine Hoffnung am Leben, den Staat in unter 20 Tagen zu durchqueren. Somit ist mein Zeitplan bequem zu schaffen. Mein derzeitiges projeziertes Enddatum ist der 17.08., welches bequem erreichbar sein sollte.
Die nächsten meiner Stopps sind sehr kleine Resorts oder Dörfchen und ich kann noch nicht vorraussehen, wann ich das nächste Mal Internet habe. Im schlimmsten Fall erst in Cascade Locks in ca. 400 Meilen.

Etna – Meile 1607

Nach nur 3 Tagen bin ich nun in Etna angekommen und habe mich dazu entschlossen, in der “PCT Hiker Hut” eine Nacht zu verbringen. Das war eigentlich nicht geplant, allerdings haben die Elemente gegen mich gearbeitet. Zuerst gab es Ungereimtheiten mit dem Status meines Sabbaticals und dann habe ich auch noch am Tag meiner Abreise aus Mt. Shasta Durchfall bekommen.

Zum Glück hat sich alles zum Guten gewendet – mir geht es wieder wesentlich besser und die Angelegenheit mit meinem Job hat sich auch geklärt. Nur waren die letzten beiden Tage extrem anstrengend, da 30 Meilen bzw. knapp 50 km am Tag schon bei voller Gesundheit fordernd genug sind. Ich bin also froh, morgen bei quasi voller Gesundheit den Trail fortzusetzen. In weiteren 3 Tagen werde ich dann in Seiad Valley ankommen, wo es vermutlich kein Internet gibt und in 4 weiteren Tagen komme ich dann in Ashland an. Ashland ist der erste Stopp in Oregon, da die Staatsgrenze bei Meile 1699 liegt und Ashland bei Meile 1726. Zudem wird Ashland die letzte große Stadt sein, bevor ich in Vancouver ankomme. Alle nächten Stopps sind nur noch kleinere Dörfer.

Heute abend genieße ich die Gastfreundschaft der Trailangel hier in Etna und hoffe dann in den frühen Morgenstunden wieder auf dem PCT unterwegs zu sein.