Milford Track – Great Walk (NZ)

Eigentlich hatte ich gar nicht vor, den Milford Sound Great Walk in Angriff zu nehmen. Denn bei meiner ersten Anfrage hieß es, der Track sei bis Saisonende ausgebucht. Zudem kostete dieser Track um die 240 Euro Gebühr, da die An und Abreise, sowie die Hütten bezahlt werden mussten. Da man diesen Track nur in einer Richtung durchwandern und zudem auch keine Hütte auslassen darf, gibt es keinen Weg um diese Gebühr. Es muss also vor der Wanderung eine gewisse Kompromissbereitschaft vorausgehen. Ich hatte das Glück, dass nicht nur das Wetter laut Vorhersage gut werden würde, sondern auf noch ein Platz frei wurde, da jemand aufgrund von Krankheit abgesagt hatte.

Ich überlegte nicht wirklich lange und entschied mich der sagenumworbenen Track Legende auf den Grund zu gehen. Der Wanderweg ist mit knapp 54km in 4 Tagen (1. und 4. Tag sind quasi halbe Tage) auch von untrainierten Menschen gut zu schaffen. Vor allen kann an Gepäck kräftig gespart werden – Man kann sorglos ohne Zelt, Matratze oder Kocher los laufen, da man ohnehin in Hütten unter kommt in denen sowohl einfache Betten wie auch ein Gasherd bereitgestellt wird. Somit benötigt man eigentlich nur einen Schlafsack und Kochgeschirr, da davon nicht gerade viel vorhanden ist. Ich entschied mich aus Jux auch gleich für eine Premium Versorgung. Denn da die Nächte recht kalt waren, konnte ich dies nutzen um meine Kochzutaten alle frisch zu halten. Ich kaufte also frischen Fisch, Lammkeulen und Rindersteak sowie Kartoffeln Tomaten, frisches Obst und 1L Rotwein ein, den ich mit einem Plastik Weinglas kombinierte.

Als ich meine Besorgungen fertig gestellt hatte ließ ich also den Rest meiner nicht benötigten Klamotten in dem Gepäckraum des Hostels und Schritt mit zu Anfang schwer beladenem Rucksack los. Ich kann diese Variante aber nur empfehlen, da ich jeden Tag soviel Gewicht reduzierte, sodass sich mein Rucksack am letzten Tag der Reise fast leer anfühlte. Zudem hatte ich in jeder Hütte die neidischen Blicke sicher, wenn ich gerade das frische Fleisch anbriet und dazu den Rotwein einschenkte. Der Rest der 39 Mitwanderer hatte die Trockennahrungsvariante angewählt, was sicherlich auch funktioniert, aber gerade auf so einem gut ausgebauten Track nicht notwendig ist.

Der erste Tag beginnt mit der Busfahrt zum Boot, welches die Reisetruppe zum Startpunkt schippert. Von dort aus ging es wenige Kilometer entlängs eines Flusses zur ersten Hütte. Der Hüttenwart war ein Hobbyastronom und zeigte uns bei tiefschwarzer Nacht den superklaren Sternenhimmel. Da der Milford Track weit entfernt von künstlichen Lichtquellen also sog. “lightpollution” ist, erscheinen die Sterne viel heller als nahe einer Stadt. Am zweiten Tag ging es durch ein Tal, welches mich an den Greenstone/Caples Track erinnerte zur nächsten Hütte, die am Fuße des Aufstiegs vom dritten Tag liegt. Da die Strecken einfach zu gehen sind und meist nur um die 15km lang waren, war ich häufig einer der ersten Wanderer in der Hütte. Ich hatte also immer eine Menge Zeit mich mit den netten Ranger(innen) zu unterhalten und mein Buch weiterzulesen. Zudem konnten wir an dieser Hütte zwei junge  Bergpapageien (Keas) beobachten, welche berühmt berüchtigt für ihre zerstörerischen Schnabelkräfte bekannt sind. Selbst Windscheibengummis von Autos kriegen die Burschen in kürzester Zeit entfernt. Deshalb erhielten wir die Anweisung unsere Schuhe in die Hütte herein zu nehmen um am nächsten Tag nicht Barfuß weiterlaufen zu müssen.

Der einzige Vorfall mit den Keas war ein durchtrennter Schlauch eines Wasserfilters, der draußen von seinem Besitzer an das Hüttendach gehängt wurde. Somit war das eigentlich abzusehen. Zudem ist die Wasserqualität sehr gut und benötigt keinerlei Behandlung. Ich habe zumindest in meiner gesamten Zeit in Neuseeland nie mein Wasser gefiltert.

Von der zweiten Hütte ging es über einen Bergpass mit grandioser Aussicht entlang vieler Wasserfälle in Richtung dritter und letzter Hütte. Solange man genügend Zeit hat lohnt sich definitiv ein Abstecher zum längsten Wasserfall Neuseelands, welcher nur ein paar hundert Meter ab vom Pfad liegt. Die dritte Hütte liegt an einem Fluss und ist die Hütte die ich am schlechtesten in Erinnerung habe, einfach da man mit denselben 39 Menschen schon die letzten 3 Tage aufeinander hing und man deshalb keine Ruhe vor denjenigen hatte, die man im normalen Leben eher übergehen würde.

Der letzte Abschnitt ist recht flach und führt zum Ende entlang eines Sounds (quasi Fjords) und endet bei einem weiteren Bootsanleger. Von dort aus fährt man über den Sound und wird dann per Bus wieder nach Te Anau gefahren.

Positive Erfahrungen: Abwechslungsreiche Wanderung, einfach zu begehen, nut leichtes Gepäck von Nöten

Negative Erfahrungen: Gebundene Tagestouren, die gleiche Gruppe über 4 Tage kann am Ende ganz schön nerven, recht teuer, frühe Anmeldung nötig

Fazit: Der Milford Track bietet definitiv eine abwechslungsreiche Einsicht in die Schönheit der Natur. Allerdings finden sich alle Elemente auch auf den anderen Tracks Neuseelands wieder. Somit würde ich diesen Track all denen empfehlen, die nur eine begrenzte Zeit zum wandern haben oder nur einen ausgewählten Track machen wollen. Für alle die ohnehin vorhaben viele Tracks abzuwandern, können diesen Track auch auslassen, da er Wanderveteranen nicht das Erlebnis Natur sondern eher das Gefühl des Massentourismus näher bringt.


Hike route 97922 – powered by Wandermap

 

Offizielle Webpräsenz des Milford Track (englisch)

Bobas Wandertouren durch alle Welt und mehr