Walls of Jerusalem Park (TAS)

Das öffentliche Transportwesen in Tasmanien ist bei weitem nicht so gut ausgebaut wie das in Neuseeland. Ich wollte aber unbedingt in den Wall of Jerusalem National Park, da meine Wandergefährten des South Coast Trail gerade diesen so sehr empfohlen hatten. Denn ganz nahe gelegen ist der Overland Track, der am häufigsten in Tasmanien von Wander-Touristen begangen wird. Dieser erfordert deswegen auch eine Anmeldung sowie eine Gebühr, zwei Dinge die ich nicht tun wollte bzw. konnte. Denn der Track war schon lange ausgebucht. Während man nun zum Start des Overland Tracks eine Bus- Verbindung finden kann, ist der am dichtesten gelegene Stopp beim Walls of Jerusalem NP ganze 45km davon entfernt. In der Skala von Tasmanien also quasi auf der anderen Seite der Insel. Ich entschied mich aufgrund des geringen Preises den Bus zu nehmen und stellte fest, das 99 Prozent der Nutzer Schulkinder waren. Die restlichen 1% war dann ich. An der Endstation angekommen nahmen mich gleich zwei nette deutsche Touristen bis zum nächsten Campingplatz mit, wo ich auch eine Nacht verbrachte. Leider regnete es am nächsten Tag konstant durch, sodass keiner der vorbeifahrenden Autos anhielt, um einen durchnässten Sitz zu bekommen. Ich lief also um die 30 km entlang der Straße und legte mich dann am Straßenrand hinter einen Busch im Zelt schlafen. Die Nachtruhe war schnell vorbei, als morgens wieder die Holz-Transporter vorbeirauschten, die mich schon am Vortag erfolgreich ignoriert hatten. Aber mein Glück kehrte in Form von zwei hübschen jungen russischen Mädchen ein, welche gerade durch Tasmanien tourten. Da sie anscheinend selber nicht wussten, wo sie als nächstes hinfahren sollten, fuhren sie mich ganz bis zum Eingang des Parks, um dann selber einmal einen Blick darauf zu werfen.

Das Besucherbuch zum Eintragen war gleich beim Parkplatz angesiedelt, somit wird wohl keine Statistik geführt, wie viele von denjenigen, die sich dort eintragen, auch bis zum Park schleppen. Denn dieser ist vom Parkplatz aus gute 800 Höhenmeter weiter oben. Die beiden Mädels verabschiedeten sich nach ca. 600 Höhenmetern mit der Bemerkung, dass sie doch nicht mehr das Verlangen hatten, den Park zu sehen. Ich hingegen hielt leichtfüßig durch, da ich nach der Tour durch den Süden Tasmaniens Schlimmeres gewohnt war.

Als ich den Park betrat, erwartete mich ein ganz anderes Problem: Schnee. Ich muss zugeben, dass ich etwas blauäugig gewesen war. Denn alpine Regionen können immer mal ein paar Tage abkühlen. Da jedoch Sommer war und der Rest von Australien bei 45° Celius die Badeklamotten rausholt, hatte ich einfach die Möglichkeit an sich verdrängt. Ich zog also einfach alles an, was ich an Klamotten dabeihatte und stapfte durch die leicht verschneite Landschaft. Beim Zeltplatz angekommen baute ich mein Zelt auf einer der Plattformen auf, die dazu dienen, das empfindliche Moorgebiet zu schützen. Ich hatte von Anfang an den Plan gehabt, diese Plattform als Base zu benutzten und machte mich auch gleich mit Tagesrucksack auf Erkundungstour. Da es schon Nachmittags war drehte ich nur eine kurze Runde. Als es dunkel wurde, wurde es natürlich auch etwas kühler. Leider stellte sich mein Sommer-Schlafsack als wesentlich zu dünn heraus, und selbst mit allen Klamotten und Rettungsdecke aus meinem Erste-Hilfe-Köfferchen, erzeugte ich meine Wärme nur durch beständiges Zittern. Nach wenig Schlaf fing ich den Morgen sehr früh an, machte mir Frühstück und konnte die Tortur der Nacht schnell vergessen. Denn die Szenerie dieses Parks ist einfach fantastisch. Ich bestieg an dem Tag alle Gipfel über 1400m, was nicht sonderlich schwer war, da der gesamte Park ein Plateau auf 1200m über Meeresspiegel ist. Die beiden senkrechten Felswände, nach  denen der Park benannt ist, sind ein unübersehbares Naturschauspiel, die den gesamten Park prägen.

Auch die zweite Nacht war mehr Zittern als Schlaf angesagt, jedoch wurde es dann zum Glück schnell wärmer. Außerdem füllte sich so langsam der Zeltplatz mit einer Menge Wanderer, da am Freitag ein landesweiter Feiertag war. Ich entschied mich also, die Sachen zu packen und ein wenig bushwacking zu betreiben, um den Overland Track über die inoffizielle Route zu begehen. Jedoch war die Idee, über den Berg zu steigen um etliche Kilometer zu kürzen, keine meiner besten Ideen. Denn bald wurde aus dem Geröll ein steiniges Vergnügen, bis die Steine zu Felsbrocken wurden und somit unpassierbar waren. Ich entschloss mich umzudrehen, um einen anderen Weg zu finden. Da traf ich gleich die nächste falsche Entscheidung und entschied mich für einen direkteren Abstieg. Leider leitete dieser mich in sehr dichtes Gestrüpp, in dem ich mehr am Kämpfen als am Vorankommen war. Ich verlor unbewusst beide meine PET Wasserflaschen und stand bald mit viel Durst ohne Wasser da. Ich änderte meine Kursrichtung zum nächsten Bach und kam dort erschöpft an. Ich stillte meinen Durst und machte eine wohl verdiente Pause. Zudem sah ich ein, dass mich der Berg besiegt hatte und ein Weiterführen des Unterfangens ohne Wasserflaschen wenig Sinn machen würde. Ich kehrte somit zum Zeltlager zurück, um dort eine letzte Nacht zu schlafen.

Ich lernte an dem Abend aber auch gleich zwei nette Tasmanier kennen, welche ich überreden konnte, mich wieder zurück nach Launceston zu nehmen, in dem die beiden wohnten.

Positiv: Einzigartige Landschaft, tolle Gipfel: Möglichkeiten mit Super-Aussichten, gute Chancen, wilde Wallabes zu sehen, guter Park, um auch mal ab vom Pfad zu gehen (wenn man nicht gerade über nen Berg will…)

Negativ: Schnee war nicht nur ungelegen, sondern auch rutschig beim Aufstieg der Gipfel, schlechte Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel

Fazit: Ein Besuch dieses Parks lohnt sich in jedem Fall. Man sollte jedoch gut die Zeit planen, die man dort verbringen will. Es reicht ein Wochenende für den Park mit all den lustigen biblischen Namen. Möchte man hingegen Richtung Overland Track gehen, sollte man mindestens eine Woche sowie ein GPS Gerät einplanen.

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